Die Neu Schauenburg dürfte gemäss archäologischen Funden im 12. Jahrhundert durch die Herren von Schauenburg erbaut worden sein. Der sprechende Burgname wird durch den weiten, sich von Basel bis Bretzwil erstreckenden Rundblick verdeutlicht. Im Erdbeben von Basel 1356 wird die Anlage zerstört und danach wiederaufgebaut. Nach dem Aussterben der Schauenburger im späten 14. Jahrhundert gelangt die Burg in der Folgezeit in den wechselnden Besitz von Basler Bürgerfamilien. Um 1500 ist die Schauenburg verlassen. Vermutlich erbaut die Familie Merian um 1800 auf dem höchsten Punkt der Ruine einen Pavillon. Heute befindet sich die Neu Schauenburg im Privatbesitz und ist im Innern nicht öffentlich zugänglich.
2017 ist es im Bereich einer Fensteröffnung im mittelalterlichen Mauerwerk beim Pavillon zu einem Mauereinsturz gekommen. Das baustatische Gutachten taxiert die Standfestigkeit der Schadensstelle wie auch der angrenzenden Mauerpartien als sehr kritisch. Weitere Schäden sind grossflächige Mauerschalenablösungen, Rissbildungen, ausgewittertes Mauerwerk und verwitterte Mauersteine. Ursache dafür ist das Eindringen von Meteorwasser, welches – verbunden mit stellenweise zu dichten Zementverfugungen - mittels Ausspülen und Ausfrieren die Mauerstrukturen zerstört hat.
Die geplante Sanierung 2020 beinhaltet massgeblich die Sanierung bzw. Konservierung des Mauerwerks im Bereich der einstigen Oberburg der Anlage bzw. im Bereich des darin sekundär eingebauten neuzeitlichen Pavillons. Mehrere Mauerausbrüche in den vergangenen Jahren sowie zahlreiche offensichtliche weitere Mauerschalenablösungen machen hier die Sanierung aus Sicht der Baustatik sowie des Erhalts des baukulturellen Erbes im Rahmen einer geplanten Teiletappe A dringend notwendig.
Die Mauerreste werden gereinigt, dokumentiert und danach konserviert bzw. saniert oder falls unumgänglich neu aufgebaut. Dazu sind auch umfangreiche baustatische Massnahmen wie Maueranker oder Ableitungen für das Oberflächenwasser notwendig.
Grossangelegte Gerüstungen sowie komplizierte Transportwege innerhalb der Baustelle sind zu bewerkstelligen. Die Belange anderer kantonaler Fachstellen wie zum Beispiel des Naturschutzes sind berücksichtigt. Eine umfassende bauarchäologische Dokumentation der Mauerreste wird vorgenommen. Auch die künftige Pflege der Burgruine wird beachtet. Dazu gehören auch geotechnische Kontrollmessungen am Felsuntergrund, der auf der Südseite der Burgruine Instabilitäten aufweist. Die Sanierung umfasst etwa 1/4 der noch vorhandenen Mauersubstanz der Burgruine. Die restlichen 3/4 (Teiletappe B) sind konservierungsbedürftig, jedoch nach Einschätzung der Bauingenieure aus baustatischer Sicht nur bedingt akut einsturzgefährdet. Deren Konservierung wird per Vereinbarung mit der Eigentümerschaft zeitlich etwas zurückgestellt, soll aber bei Zunahme der Schäden realisiert werden.
Die Arbeiten stehen unter der Aufsicht der Archäologie Baselland und der kantonalen Denkmalpflege.
Da keine tragfähige Zufahrt zur Ruine vorhanden ist, musste sämtliches Material sowie Maschinen via Helikopter auf die Ruine transportiert werden. Insgesamt waren ca. 70 Rotationen erforderlich um alles im Bereich der Ruine zu platzieren.
Termine
Projektierung: Januar bis März 2020
Bauzeit: April bis August 2020
Leistungen Aegerter & Bosshardt AG
Ausschreibung
Ausführungsprojekt
Bauleitung
Verfasser: Bernd Wick